Der Stieglitz ist ein richtiger Samenliebhaber. Disteln findet er besonders lecker, daher auch sein Zweitnahme: Distelfink. Um an seine Leckerbissen zu gelangen, stellt er sich sogar auf den Kopf. Er koordiniert seinen Schnabel gekonnt mit seinen Füßen und vollbringt somit akrobatische Meisterleistungen beim Herauspicken der Samen aus den Blütenköpfen. Das kann ihm so schnell keiner nachmachen!
Der Stieglitz ist ein sehr geselliger Vogel. Die Nahrungssuche erfolgt in Kleingruppen. Auch beim Brüten sind sie gerne in Gesellschaft - so kommt es vor, dass ein einziger Baum mehrere Brutpaare beherbergt. Während der Nesterbauzeit lernen sich die zukünftigen Nachbarn über den akustischen Weg kennen.
Ich bin ein vielfältiger Samenfresser - auf meinem Speiseplan stehen rund 150 Samenarten. Disteln mag ich besonders gerne. Mit meinem spitzen Schnabel picke ich die Samen aus Stauden, Kräutern und Bäumen heraus. Im Winter ist es für uns Vögel allerdings keine einfache Sache genügend Nahrung in der Landschaft zu finden.
Futter aus dem Sackerl ist in Notzeiten eine gute Nahrungsquelle, doch lieber möchte ich mir meinen Tisch selbst decken. Dazu bedarf es gar nicht viel.
Wenn du wilde Streifen mit alten Disteln oder Karden über den Winter stehen lässt, dann braucht der Stieglitz kein Futter aus dem Sackerl.
Ursprünglich ein Bewohner von lichten Wäldern oder Waldrändern, lebt der Stieglitz heute auch zunehmend in ländlichen und selbst in städtischen Bereichen. Halboffene, strukturreiche Landschaften wie locker bestandene Baum- und Gebüschgruppen auf artenreichen Blumenwiesen bieten ihm einen reichlich gedeckten Tisch. Allerdings verschwinden diese Lebensräume aufgrund der immer intensiveren Landwirtschaft zunehmend. Als letzter Rückzugsort bleiben ihm Dörfer und Städte, wo er beispielsweise nicht zu intensiv gepflegte Stadtparks, Kleingärten sowie Brach- und Industrieflächen für sich entdeckt hat. Der Stieglitz ist im gesamten Burgenland ein verbreiteter Brutvogel.
Als Gartenbesitzer gilt generell: je strukturreicher, desto besser! Ein buntes Nebeneinander von Bäumen, Sträuchern, Stauden und Kräutern ist also gefragt!
Zudem kannst du Mut zum „Wildwuchs“ zeigen. Nutze einen Teil deines Gartens als „wilde Ecke“, in der du beispielsweise später mähst. Oder aber du verzichtest gänzlich auf das Mähen und lässt Altgrasstreifen über den Winter stehen. Einerseits können dann samentragende Pflanzen bis in den Frühling vom Stieglitz als Nahrungsquelle genutzt werden, andererseits überwintern in den stehen gelassenen Pflanzen viele Insekten und Spinnen, die wiederum begehrte Nahrung für viele Vögel sind.
Verzichte auf den Einsatz von chemischen Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln – das wird dir nicht nur der Stieglitz danken!
Auch als Landwirt kannst du deine Wiesen später mähen, damit möglichst viele Samen reifen können. Zudem bieten ungemähte Acker- und Grabensäume dem Stieglitz einen reich gedeckten Tisch!